Pfarre Rohr
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Letzte Bearbeitung: 9. November 2024 

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Die Pfarre  

 

Die Geschichte von Rohr

Erzählt von P.Pius Pöttinger, Pfarrer in Rohr von 1969 bis 1977

Original im Stift Kremsmünster

Die Geschichte von Rohr ist unabdingbar mit dem Geschlecht der Burgherren von Rohr verknüpft. Weithin sichtbar im lieblichen Kremstal ist der sanfte Hügel, auf dem einstens das große Geschlecht der Rohrer seine Burg hatte. Teile des einstigen Burggrabens sind heute noch zu sehen. Aus den Resten der Burg selbst entstand das Gasthaus Stehrer - „Kirchenwirt“.

Der Stammsitz der Rohrer lag in Bayern, den sie im Laufe eines längst verflossenen Jahrhunderts hierher verlegten. Auf der Burg wird von 1090-1140 Raffold von Rohr erwähnt. Um 1230 stiftet Otto zu seinem und seiner Eltern Seelenheil dem Kloster Kremsmünster den Leopoldshof, der auch „im Weingarten“, später nach seiner Bestimmung „Seelgarten“ und heute Weingartshof heißt. Aus dieser Stiftung soll an Ottos Jahrtag jeder Mönch einen Becher Wein, ein Weißbrot und 4 Eier haben, Otto indessen ihre Führsorge im Gebet in Ewigkeit.

Wie schlechte Zeiten gute Sitten verderben können, sieht man an der Geschichte der Rohrer Burgherren. Von der kaiserlosen, der schrecklichen Zeit, blieb auch unsere Gegend nicht verschont. Was der Minnesänger Ulrich von Lichtenstein schreibt, dürfte auch für die Herren von Rohr Geltung haben: „Die Freude war krank in Steier und Österreich. Der Frauendienst lag darnieder. Die Jungen vergeudeten ihr Gut. Raub war ihre Gewohnheit. Ihr Leben verlief über“.

Das bedeutendste Adelsgeschlecht der damaligen Zeit die „Staufer“ erlöschen. Das Interregnum greift auf das Reich über. König Ottokar von Böhmen, neuer Herzog von Österreich, reißt das Land ob der Enns aus dem Herzogtum Steier, schlägt es Österreich zu und verwaltet es durch Witigo von Rosenberg aus dem böhmischen Geschlecht der Witigonen.

Es war der 6. Februar 1255: Otto III, Sohn des Otto II. (1170-1206) von Rohr waren eingeladen bei einer Tafel des Propstes von St. Florian. Anwesend waren noch Ortolf und Dietrich von Volkensdorf. Während der Tafel entstand ein Streit zwischen Witigo und Otto von Rohr. Ortolf stach auf Witigo mit einem Messer ein und tötete ihn dann mit einem Schwert. Umsonst und schuldlos, freilich zu seinem eigenen Unglück; denn Ortolf, sein Neffe Otto von Rohr und Bruder Dietrich wurden zu Grunde gerichtet.

Unverzüglich mussten alle drei das Land verlassen ohne Aussicht auf Rückkehr, nachdem all ihre Burgen der Erde gleichgemacht und ihre Güter beschlagnahmt waren. Otto von Rohr war in diesem Streit nur Augenzeuge, vielleicht auch Mithelfer in obiger Tragödie. Die Tat von St. Florian war jedoch kein privater Totschlag, sondern der Anfang der nun einsetzenden politischen Aufstände der Rohrer - gegen die steirische und österreichische Landherrenrevolte, den Krieg Adolfs von Nassau, dem Kampf der Leonsteiner Adelsherren bis zum Abfall Bernhards von Salzburg.

Um 1303 verkauften die Rohrer ihre Burg dann an die römische Königin Elisabeth. Elisabeth lies in dieser Zeit auch die private Herstellung von Salzsud durch die Pfarre Bad Hall für Kremsmünster einstellen. Sie sagte dafür aber die Deckung des Salzbedarfes des Klosters für ewige Zeiten zu, was so geschehen bis 1920. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts war die Burg von Rohr an Berthold I. von Losenstein verpfändet, welcher 1355 starb.

Herzog Albrecht III. löste die Burg 1357 wieder ein, wozu Dietmar von Aistensheim 300 Pfd vorstreckte. Eine weitere Verpfändung erfolgte 1338 an Helmhard Jörger. Durch Albrecht III. wurde die Burg 1380 zerstört. Weitere Nachrichten fehlen.

Aus der Geschichte geht hervor. Dass die Rohrer arge Fehder waren und oft ihre Nachbarn behelligten. So wie ihre Verwandten die Polheimer, hatten auch sie es immer wieder auf die Besitzungen des Stiftes Kremsmünster abgesehen, dem sie mannigfachen Schaden zufügten.

Dies änderte sich 1294. Aus Reue und zur Sühne des dem Kloster zugefügten Schadens gab Hans von Rohr 1294 den halben Zehent von zwei Höfen bei der Burg Rohr, welche zu den „Stadeln“ - die jetzigen „Stadlbaurnhäuser“ - genannt wurden.

Mancher Hausname, wie zum Beispiel „Hofmühle“ weisen heute noch auf die einstige wirtschaftliche Zugehörigkeit dieser Besitzungen zur genannten Herrschaft von Rohr hin.

Um den guten Willen der Herrschaft von Rohr auch zu zeigen errichtete Otto von Rohr eine Schlosskapelle (1142-1170). Die heutige Pfarrkirche ist somit nach der Beilegung der Streitereien zwischen dem Geschlecht der Rohrer und dem Stift Kremsmünster aus der ehemaligen Schlosskapelle hervorgegangen.

Friedrich von Rohr schenkte 1138 dem Kloster Ranshofen mehrere Besitzungen bei der Burg Rohr, deren Herr er war. Propst Menegold von Ranshofen schloss mit Abt Adalbert von Kremsmünster um das Jahr 1150 einen Vertrag wegen der gottesdienstlichen Verrichtungen in der Kapelle zu Rohr.

Er gab dem Kloster eine Hube zu Wartberg, wofür Kremsmünster sich verpflichtete, die Seelsorge in Rohr zu übernehmen. Bald darauf erscheint auch die Kirche in Unterrohr, denn im Jahre 1179 bestätigte Papst Alexander III. dem Kloster Kremsmünster den Besitz der Kirchen in Ober- und Niederrohr samt den dazugehörigen Gütern.

Um 1330 werden „Ober- und Niederrohr“ als Nebenkirchen der alten Mutterpfarre Kirchberg angeführt. Beide Kirchen hatte einen ständigen Priester, welcher zu Kremsmünster wohnte (wie auch heute) und der Ordinarius von Rohr genannt wurde.

Die ursprünglich romanische Schlosskapelle in Unterrohr ließ Abt Plazidius Buechauer 1660 abtragen und die heute noch stehende Pfarrkirche darauf erbauen.

Der Glockenturm stammt aus dem Jahre 1674 und unter Josef II. wurde Rohr eine selbstständige Pfarre. Als erster Pfarrer ist P. Wisnito Leutner zu nennen. Bis zur Fertigstellung des Pfarrhofes, der bis 1950 auch die Volksschule beherbergte und 1785 aus den Steinen des Schlosses Hehenberg erbaut wurde, wohnte der Seelsorger am Sulzhof. Dieser findet schon im Kremsmünsterer Stiftsbrief 777 als Gut am Sulzibach urkundliche Erwähnung.

Im geistlichen Pfründenregister von 1788 wird die Kirche zu Unterrohr als der heiligen Jungfrau Maria geweiht angeführt. Neben der „in den Himmel Aufgenommenen“ ist der Apostel Bartholomäus Patron der Pfarre. Die Pfarrkirche selbst ist nicht reich an Kunstschätzen. Das heutige Hochaltarbild aus der Hand des Kremser-Schmid hervorgegangen- ist ein Geschenk Bischofs Gregor Thomas Ziegler 1847 an die Pfarre. Es stammt aus dem Besitz des Klosters Spital am Pyhrn.

Das wertvollste Stück ist wohl die der Pfarrkirche gehörende Monstranz, eine leichte und hübsche Arbeit des 17. Jahrhunderts. Der Künstler, dessen hiesiges Werk eine ganz tiefe Innerlichkeit verrät, hat es verstanden, die Eucharistie in den Mittelpunkt aller Katholischen Glaubenswahrheiten zu stellen. Um das herzförmige Hostiengehäuse, betont durch eine aufgesetzte Krone, ranken sich alle andere wichtigsten Wahrheiten unserer Religion. Angefangen von der tiefsinnigen Lehre über die Allerheiligste Dreifaltigkeit bis zur katholischen Auffassung über die Welt der seligen Geister. Anbetende Engel flankieren das Hostiengehäuse, reiches Rankenwerk überwuchert den Grund der Monstranz mit geflammten Strahlen.

Was der Künstler mit diesem wunderbaren Werk zum Ausdruck bringen wollte, ist vielleicht das Folgende: „Die Eucharistie ist Mitte des katholischen Glaubens; wer eine Glaubenswahrheit ausklammern will, der vergreift sich am Zentrum des Heiligen Glaubens.“

Irgendwie schließt ja die Eucharistie jedes Dogma in sich. Der Mensch hat als Geschöpf Gott zu dienen und ihn anzubeten; die Kraft, die von der heiligen Kommunion ausgeht, habe alle Lebensbereiche zu durchdringen.

Der Marienaltar stammt aus der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg, die prachtvolle Himmelskönigin ist ein Werk barocker Schnitzkunst. Die Statuen im Presbyterium (Hl. Florian, Hl. Michael, Hl. Georg und Hl. Martin) sind gute Kopien spätbarocker Originale. Die schmiedeeisernen Arbeiten an Türen und Kommunionsgittern gehen auf einen Südtiroler Meister in der Nachkriegszeit zurück.

Das Äußere der Pfarrkirche wurde 1974 einer gründlichen Restaurierung unterzogen. Ohne Mithilfe der Diözesanfinanzkammer und des Stiftes Kremsmünster, vor allem aber ohne selbstlose Mithilfe aller Vereine wäre die Bewältigung dieser Aufgabe nicht möglich gewesen. Die Organisation übernahm Herr Gemeindesekretär Georg Brunnmayr, die Ausführung der Restaurierungsarbeiten die beiden Rohrer Baupoliere Ferdinand Kubitschek und Florian Klausner. Die Gemeinde, an der Spitze Bürgermeister Johann Hieslmayr, trug anlässlich des Jahres des Denkmalschutzes ihr Scherflein zu den Restaurierungskosten bei. Die in Eichenholz gehaltenen Hochreliefs an den Kirchentüren geben der Restaurierung eine künstlerische Note. Sie stellen die Symbole der vier Evangelisten, das Wappen des Stiftes Kremsmünster und das Wappen der Rohrer dar und sind ein Geschenk des heimischen Künstlers, Tischlermeister Hans Derndorfer an die Kirche. Ein Geschenk der FF Rohr, auch aus derselben Hand hervorgegangen, ist die Statue des Hl. Florian, die außen in einer Nische der zierlichen Apside steht.

Ebenfalls als Gemeinschaftsarbeit der gesamten Pfarre ist die gründliche Erneuerung des Pfarrheimes im Jahre 1972 anzusehen. In den beiden dazugehörenden Räumen spielt sich die Arbeit der verschiedenen Gruppierungen der KA ab. Für Heimstunden, für Näh- und Goldhaubenstickkurse etc. sind die mit Nachtspeicheröfen geheizten Zimmer sehr geeignet.

Kirche zu Oberrohr

Mehr Sorge als die Pfarrkirche macht die Erhaltung der zur Pfarre Rohr gehörenden Filialkirche von Oberrohr. Diese wurde zur VII. Säkularfeier des Stiftes von Abt Ulrich Schoppenzauner im Jahre 1476 erbaut. 1490 wurde sie mit einer Vorhalle versehen. Wie aus den verschiedensten Kunstführern hervorgeht, gehört Oberrohr zu den schönsten und besterhaltensten gotischen Kirchen des Landes ob der Enns. Das Langhaus und der sehr lange, dreijochige Chor sind mit einem prachtvollen Netzrippengewölbe ausgestattet. Die drei Altäre - im alten Knorpelstil gehalten - stammen vom Kremsmünsterer Tischlermeister Sebastian Grundler. Seine Arbeit dürfe auch die Kanzel sein, die in 4 Nischen den Kirchenlehrern Platz bietet. Zwischen Architektur und barocker Einrichtung besteht eine glänzende Synthese. Künstlerisch am eindrucksvollsten ist aber die Empore mit einer romanischen Statue des Hl. Petrus - freilich nur eine Kopie, das Original steht aus Sicherheitsgründen im Stift Kremsmünster. Es stimmt, was Helmut Grassner im „Schatz vor der Haustür“ über Oberrohr schreibt: „Es ist jammerschade, dass von hier aus nicht mehr (oder nur sporadisch) das Wort Gottes verkündet wird - eine mystische Versenkung oder innere Einkehr, die heutzutage mehr und mehr gesucht wird, wäre in diesem Rahmen erreichbar.“

Was die Seelsorge betrifft ist zu sagen, dass auch in alter Zeit der Pfarrer von Rohr nicht im Pfarrdorf selbst gewohnt hat. Was früher für ihn das Pferd war, ist für den heutigen Pfarrer das Auto. Als „guter Freund“ schafft es die Möglichkeit, zwischen dem Aufgabenbereich eines Stiftsschaffners und dem eines Seelsorgers hin und herzupendeln. Die Seelsorge ist ein guter Ausgleich zur Wirtschaft und die Wirtschaft sicherlich auch ein solcher zur Seelsorge. Seelsorglich dürfte es nicht nachteilig sein, wenn die uns Anvertrauten wissen, dass auch der Pfarrer, der von Rohr zugleich größter Bauer seiner Gemeinde, auch seine wirtschaftlichen Sorgen hat. Der stiftseigene Lichtenhof steht schon auf Rohrer Gemeindegebiet.

Ora et Labora! Bete und Arbeite!

Ein Gutteil der Bevölkerung setzt sich aus Arbeitern zusammen, die auf der Bahn, im Ziegelwerk oder in der Glashütte ihr Brot verdienen. Mancher aber von ihnen muss auswärts (Linz, Bad Hall, Steyr) einer Verdienstmöglichkeit nachgehen. Froh ist jung und alt über den neuerrichteten Kindergarten, ein kleiner Trost für Eltern und Erzieher, hat doch Rohr die Hälfte der schulpflichtigen Jugend an auswärtigen Schulen. Die gute Zusammenarbeit der in der Gemeindestube vertretenen drei Parteien, in Wirtschaft und Sparen helfen sie alle zusammen. Wohltuender Frieden in allen Vereinen, ihre Einsatzbereitschaft zum Wohle der Gesamtheit lassen im kleinen Rohr den Wunsch laut werden, sich pfarrlich oder was eher möglich wäre, der Gemeinde nach, sich einem größerem Nachbarn anzuschließen.

1977 Euer Pfarrer P. Pius Pöttinger


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