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Bericht aus Indien
Theresa Teufelauer hat sich aus Indien gemeldet:
Namaskara aus Deodurga

Ich habe mich jetzt schon lange nicht mehr gemeldet, sehr lange. Es tut mir leid. Es ist hier schwierig Zeit zu finden, um Mails zu schreiben. Es gibt hier Arbeit über Arbeit. Es macht mir sehr viel Spaß, es geht mir gut, deshalb kommen dann die Nachrichten nach Österreich etwas zu kurz. Ich nehme mir jedoch vor, euch ab jetzt wieder öfter von meinen Erlebnissen zu berichten.
Seit dem letzten Rundmail (ui, ich glaube das ist ja schon ewig her) ist sehr, sehr viel passiert, es fällt mir schwer, jetzt einen Anfang zu machen …
Also am 2. Juni hat hier in Deodurga die Schule wieder begonnen. Seitdem unterrichte ich 4. bis 6. Stunden Zeichnen. Zusätzlich kommen dann noch Supplierstunden, für die ich auch ziemlich häufig (und immer 5 Minuten vorher) eingeteilt werde. Für 3 Wochen hab ich auch täglich 6. Stunden English gehabt, da ein Father für längere Zeit nicht im Projekt war. Das Unterrichten macht mir großen Spaß. Meine Schüler und ich sind jetzt ein eingespieltes Team. Auch wenn Zeichenunterricht hier in Indien grundsätzlich ganz anders ist als in Österreich (einfach abzeichnen, keine Kreativität einsetzen, alles muss exakt sein,..) bin ich sehr zufrieden mit dem Unterricht. Ich versuche langsam immer mehr, die Kinder eigenständig denken zu lassen, ihnen immer mehr Freiheiten zu geben, was und wie sie etwas malen. Vielen fällt das sehr schwer und häufig finde ich immer wieder Zeichnungen, bei denen einfach etwas von einem Buch abgezeichnet worden ist. Sie sind es nicht gewöhnt selbst eine Zeichnung zu überlegen … aber die meisten sind sehr bemüht und eifrig im Zeichnen. Besonders begeistert sind sie gerade von den Wasserfarben! Es fasziniert mich jede Stunde wieder, wenn die Klasse in Gejubel ausbricht, wenn sie sehen, dass ich Wasserfarben mithabe … in Österreich gäbe es das nicht (ich habe eigentlich schon aufgehört Indien mit Österreich zu vergleichen … man kommt da an kein Ende!!).
Seit dem 2. Juni bin ich sehr stark wie schon vorher in die Internatsarbeiten und das Leben mit den Kindern im Internat eingebunden, und zusätzlich eben in den Schulalltag. Das bedeutet, meine Tage sind voll mit Studytime, Spielen, Unterrichten, Feste vorbereiten, Hefte korrigieren … und von früh bis spät für die Kids da sein. Da im Moment 84 Kinder vom Internat kommen, wenn sie ein Problem haben (zerrissene Hose, Spielbedarf, jemanden zum Quatschen, schwierige Hausübung, Streit, verlorene Socken oder Krawatten der Schuluniform, Nägel schneiden,… zuerst zu Theresa Miss, und die versucht dann (natürlich ist es meistens ein Problem das sehr dringend gelöst werden muss) zu helfen. Oft ist es natürlich auch schwierig, wenn man bei einer Arbeit sitzt, und jede halbe Stunde klopft es an der Tür. Doch ich mache es gerne für die Kids. Es sind Arbeiten, die sonst einfach keiner täte. Das Gewand wäre zerrissen, spielen muss man alleine, Hausübung wird nicht gemacht oder abgeschrieben, Nägel werden gebissen oder mit Rasierklingen – ich war schockiert als ich das sah – geschnitten.
Mit dem neuen Schuljahr sind auch neue Kinder gekommen, insgesamt 8. Alle (bis auf einen Burschen) haben sie null Englischkenntnisse und von Disziplin, Manieren keinen Schimmer. Am Anfang waren sie total schüchtern, haben teilweise richtig Angst vor mir gehabt. Es war wahrscheinlich das erste mal, dass sie einen weißhäutigen Menschen gesehen haben. Außerdem haben sie alle unheimlich Heimweh gehabt, sehr viel geweint. Es war schwierig für mich. Ich wollte die Kinder in den Arm nehmen, diese jedoch, waren das überhaupt nicht gewöhnt, waren nur noch erschrockener. Ihr fragt euch jetzt vielleicht, warum so kleine Kinder, 5 Jahre alt, überhaupt schon in ein Internat gesteckt werden. Das ganze hat einen guten Grund. Es ist nicht, weil die Eltern, die Kinder loshaben wollen, nein. Die Familien, aus denen die Kinder kommen sind sehr arm. Um Geld zu verdienen ziehen die Eltern während des Jahres in die Großstadt (meistens Bangalore), weg von ihrem Zuhause in dem Dorf. Oft auch in verschiedene Städte, sodass, die Kinder, die sie, wenn sie nicht im Internat wären, mitgenommen werden würden. Die Eltern arbeiten dann aber und niemand ist da für die Kinder. Sie sind den ganzen Tag auf sich alleine gestellt, sind dann dazu verleitet, auf die Straße zu gehen,…
Wir haben hier ein Mädchen, Priya, ein Waisenkind, welches, bevor ihr Vater gestorben ist, mit ihm in der Stadt gelebt hat. Er war arbeiten, sie ist auf der Straße gelandet, er hat keine Zeit für sie gehabt. Man erkennt in ihrem Charakter jetzt immer noch, welch eine schwierige Zeit sie damals gehabt hat.
Zurück zu den Kleinen … mittlerweile haben sie sich alle geöffnet, sind aufgeweckt, lustig … und lernen fleißig Englisch.
Zwischendurch war ich übrigens mal 10 Tage unterwegs … Thailand, um mein Visum zu verlängern. Ich habe leider nur ein 3 Monate Visum bekommen, wodurch ich im November wieder ausreisen muss. Es war ein toller Urlaub, es hat gut getan mal nur für mich allein zu sein. Obwohl ich echt sehr froh war, als ich dann wieder in Indien und bei den Kids war.
Am 14. August haben die Internatskinder Geburtstag gefeiert. Die Kinder feiern alle am selben Tag, da die meisten ihr Geburtsdatum ohnehin nicht wissen und weil man ja nicht 84 Mal im Jahr Geburtstag feiern kann. Deshalb gibt es eine große Feier, mit Programm, Messe, Geschenk und Kuchen. Also echt ein ganz besonderer Tag. Für mich hat der Tag sehr viel Arbeit, Stress und wenig Schlaf bedeutet, doch das Strahlen der Kinder von morgens bis abends hat allen Ärger wieder gut gemacht. Es war unbeschreiblich schön, die Gesichter der Kinder zu sehen, die schon, als sie am Weg zum Zähneputzen das Happy birthday Plakat gesehen haben, gestrahlt haben. Und als sie dann erst ihr Geschenk überreicht bekommen haben … sie waren so dankbar und so stolz als sie dann, ihr neues Gewand (jedes Kind hat ein neues Gewand bekommen) in der Schule anziehen durften.
Am 15. August war dann Independance Day, Unabhängigkeitstag. Einer der größten und wichtigsten Feiertage in Indien. In Deodurga hat es ein Megaprogramm gegeben (die Inder lieben es echt zu feiern!!). Alle Schulen haben gemeinsam ein Programm gestalten … war echt super! (obwohl ich sehr müde war, da am Vortag gerade der Geburtstag war!)
Ich könnte jetzt noch ewig weitererzählen, will euch aber nicht zuviel zumuten … ich schick euch dafür noch einige Fotos ….
Eines vom Claymodellingcontest. Clay ist tonähnliche Erde aus dem Reisfeldern.
Dann ein Foto von Sneha, einem Mädel das hier in die Schule geht, vor einer Tanzaufführung!
Ein Foto von mir und zwei lieben Burschen, die ich schon ein paar Mal in Deodurga getroffen habe. Einer von ihnen kann ein bisschen Englisch. Beim Programm am Independanceday hab ich sie zufällig getroffen und da ist eben dieses Foto entstanden.
So, liebe Freunde in Österreich, das war´s von mir … ich hoffe ich konnte euch wieder mal einen kleinen Einblick in mein Leben in Deodurga geben. Ich freue mich immer über Einblicke in das österreichische Leben!
Bunte Grüße aus Deodurga
Theresa

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